Für Stefan Bogner ist eine Kurve die sinnlichste Verbindung zwischen zwei Punkten. Denn die Gerade ist fad und immer gleich. Nirgendwo trifft der alte Spruch „Der Weg ist das Ziel“ mehr zu als bei einem Roadtrip. Das Magazin „Curves“ ist der ideale Begleiter dabei, quasi die abgedruckte Fahrfreude. Mit dicken Bänden liefert Bogner nicht nur Ideen und Know-how, sondern auch eine gehörige Portion Lebensgefühl. Er wendet sich an „Menschen, die passionierte Auto-, Motorrad- oder Radfahrer sind und den Genuss und das Abenteuer der Straße suchen“.
Wurde Ihnen die Liebe zum Auto eigentlich in die Wiege gelegt?
Wir waren immer viel als Familie unterwegs und von daher ist es einfach drinnen. Wir haben lange in Amerika gelebt und nachdem ich den Führerschein gemacht habe, war ich immer im Auto und habe versucht herumzufahren. Ich denke, es ist ein Teil Familie und ein Teil Eigenantrieb.
Wie entstand die Idee zu „Curves“?
Ich hatte eine größere Agentur und habe auch Dumont und Marco Polo lange gemacht. Da ich gerne in den Bergen unterwegs bin und als Designer immer eine spezielle Antenne auf Empfang habe, ist mir aufgefallen, dass es so ein Magazin, wie ich es gerne hätte, nicht gibt. Da ich nicht dran glaubte, dass es jemand anderer macht, entschloss ich mich dazu, das Projekt selbst zu starten.
Aktuell erschien ein voluminöser Sonderband über die Vulkaninsel Island. Ist sie so mythisch, wie man sie sich vorstellt?
Es ist noch viel extremer! Jeder auf der Welt sollte nach Island kommen. Da ist irgendetwas unter der Oberfläche. Das Land ist Wahnsinn, die Natur unfassbar und die Menschen sind ein Traum. Für mich ist es die beste Reset-Taste, die man drücken kann. Ich kann gar keinen einzelnen Ort speziell hervorheben, das ganze Land ist einfach unglaublich schön.
Was ist beim Roadtrip wichtiger: Planung oder doch Spontanität?
Ich denke, man muss wissen, wo man hinwill, um ein Ziel zu haben. Das ist schon gut und richtig. Auf dem Weg zum Ziel ist es aber schön, sich treiben zu lassen. Links und rechts abzubiegen, ist einfach essenziell. Das Spannende passiert auf dem Weg, wenn man zum Beispiel einmal wegen des Wetters pausieren muss und dabei eine neue Ortschaft kennenlernt.
Welches ist das Auto Ihrer Wahl?
Mein Herz habe ich an Porsche verloren. Schon ziemlich früh. Zuerst hatte ich einen Käfer, dann, nachdem ich das Geld hatte, kaufte ich mir einen Porsche. Das Auto ist einfach sehr sicher und bremst besser, als es Gas gibt. Es existiert keine Sekunde der Unsicherheit. Es ist einfach mein Lieblingswerkzeug, so wie die alte Pfanne, ohne die man in der Küche nicht mehr kann.
Das Schöne an „Curves“ ist, wie authentisch die Reisen erlebbar werden. Auf den Fotos ist das Wetter nicht immer perfekt, wenn es einmal regnet, dann regnet es eben. Das zweisprachige Magazin (Deutsch und Englisch) ist ein Roadmovie zum Blättern. Mit viel Lust auf Abenteuer wird das Erlebnis Reise zum Leben erweckt und im Idealfall der Leser animiert, selbst in ein Abenteuer zu starten. Vor allem all jene Schwärmer, die schon vor der Reise den Trip tausend Mal im Geiste durchspielen, sind die erklärte Zielgruppe des „Curves“-Machers.
Beim Roadtrip denkt man an die USA, das weite Land. Kann man das auch bei uns haben?
Ja klar, das Abenteuer beginnt doch vor der Haustür. Ich denke da an München–Bad Tölz. Das sind 50 Kilometer, und wenn man statt der Autobahn die Nebenstraßen nimmt, dann ist das wunderschön. In Österreich ist das genauso. Schweiz und Italien sind auch wunderbar. Das hat man gerade zu Corona-Zeiten erst recht gemerkt. In Wien kann man zum Beispiel den Kahlenberg mit seinen Heurigen ganz neu entdecken. Wer die Augen offen hat, der wird fündig.
Ist Nachhaltigkeit da ein Thema?
Natürlich, das beschäftigt mich auch. Das Autofahren ist Teil des Umweltschutzes, genauso wie Nahrung oder Kleidung. Verzicht ist für mich aber der falsche Weg. Zumal viele Menschen, etwa Pendler, ja auch auf das Auto angewiesen sind und viele der Reiseziele, die wir präsentieren, ja auch gar nicht auf anderem Wege erreichbar sind. Da kann man sich auch fragen, soll ich überhaupt ein Haustier haben? Entscheidend ist eine gute Balance. Ich zum Beispiel verzichte gerne auf einen Kurzstreckenflug und fahre meine Autos sehr lange, denn Produkte lange zu nutzen, ist ja bekanntlich auch nachhaltig. Auch mit dem E-Auto zu fahren finde ich super und ich halte es für eine gute Alternative.
Sich zu bewegen, liegt in der Natur des Menschen. Dementsprechend ist das Prinzip des Roadtrips auch universal. Kultur, Wetter und Landschaften mögen sich unterscheiden, die Liebe zur Straße versteht man jedoch überall. Da ist dann auch die Verständigung in fernen Ländern gar nicht so schwer, vor allem, da man Leute via Social Media kennenlernen kann, schon bevor man dort ankommt. Generell ist das Reisen leichter geworden und da, wo es eine Straße gibt, ist man ja auch nicht auf Expeditionstour durch unbekanntes Terrain. Trotzdem ist eine gute Planung nicht zu verachten.
Was haben Sie immer mit dabei?
Leichtes Gepäck. Eine Tasche mit wenigen Sachen drin, die man wirklich braucht. Und die Kamera natürlich. Die ist aber auch nicht mehr so groß wie vor 20 Jahren. Auch Karten sind essenziell. Google ist nett, aber Karten sind viel besser, schließlich sind die das überspielte Wissen der letzten Jahrhunderte. Und dann hab ich immer einen guten Kumpel mit dabei. Das ist wie auf dem Boot: Man kann sich nicht entkommen und lernt einander besser kennen. Da schweigt man viel zusammen, das ist auch sehr schön.