Nachgefragt: Elke Heidenreich
Wir haben mit Moderatorin und Schriftstellerin Elke Heidenreich übers Reisen, die besten Reisebegleiter, Sehnsuchtsorte und spezielle Lieblingsplätze gessprochen
Wir haben mit Moderatorin und Schriftstellerin Elke Heidenreich übers Reisen, die besten Reisebegleiter, Sehnsuchtsorte und spezielle Lieblingsplätze gessprochen
Die erste Reise in meinem Leben,
an die ich mich erinnere?
Da muss ich vier Jahre alt gewesen sein und wir fuhren von Essen nach Linz am Rhein. Mein Vater war zu der Zeit Chauffeur bei reichen Leuten, die dort im Wald eine Jagdhütte hatten. Für mich war es das Paradies und ich sah zum ersten Mal Schmetterlinge und einen Igel.
Eine Reise, die in meinem
Leben Spuren hinterlassen hat?
Eine Reise mit dem Fotografen Tom Krausz durch Schottland auf den Spuren des Bösen für ein Buch über Macbeth. Diese Landschaft hat mich erschüttert.
Der/Die beste(n) Reisebegleiter?
Bücher, immer Bücher. Und ein Flachmann mit Marillenschnaps.
Wohin es mich zieht, wenn es mir nicht gut geht?
In den Wald. Wälder, egal wo auf der Welt, trösten, beruhigen, setzen Verwirrungen wieder zusammen und heilen Kummer.
Eine Reise, die ich am liebsten
ganz vergessen würde?
1965 mit meinem ersten Auto, einem uralten VW durch Dänemark und Schweden bis nach Finnland. Ich hatte seit einer Woche den Führerschein, mein Freund hatte noch keinen, ich musste immer fahren und hatte keine Ahnung, dass da oben Linksverkehr war. Und es hat ununterbrochen geregnet. Ein Albtraum.
Wo das erste Mal am Meer?
Mit neun Jahren auf Borkum, Kinderlandverschickung wegen meiner kranken Ruhrgebietslunge. Das Meer war großartig, der Leuchtsturm schickte in regelmäßigen Abständen sein Licht durch den Schlafsaal und ich hatte zum ersten Mal Gedanken, die irgendwie poetisch waren und mit Schönheit zu tun hatten. Da fing ich an, aufzuschreiben, was ich sah und fühlte.
Wohin würde ich nie reisen?
Nordkorea
Welches Reiseerlebnis mich
am meisten erheitert hat?
Immer wieder Wien. So melancholisch Wien auch sein kann, es gibt immer was zu lachen – über die Grantelei, die unfreundlichen Kellner, die Stühle, die Füßchen in Ballettschuhen haben im Motel One an der Oper.
Welches Reiseerlebnis mich
nachdenklich gemacht hat?
Moskau. Das Nebeneinander zwischen unfassbarem Reichtum und unerträglicher Armut ist nirgends so deutlich sichtbar wie dort. Auch das Nebeneinander von Schönheit und entsetzlicher Sowjetpracht ist kaum auszuhalten. Eine Stadt, die an die Nerven und die Nieren geht.
Drei Dinge, die in meinem Gepäck
nie fehlen dürfen?
Brille, Ersatzbrille, Notizbuch.
Was mich meine Reisen gelehrt haben?
Dass alle Menschen gleich sind, auch wenn sie nicht gleich leben. Dieselben Sorgen, Freuden, Sehnsüchte, Enttäuschungen. Dass die Welt groß und schön und wert ist, erhalten zu werden, auch wenn sie Veränderungen dringend braucht. Dass es schön ist, lebendig zu sein und all das sehen zu dürfen.
Wo ist der Lieblingsplatz in Österreich?
Der Franziskanerplatz in Wien hinter dem Dom. Und natürlich das Hawelka, innen. Außen sitzen die Ahnungslosen.
Welches Reiseland lege ich jedem ans Herzen?
Wenn man sich weit traut: Neuseeland. Schönere Natur gibt es nicht.
Mit welcher Landessitte hatte ich
das größte Problem?
Ich habe immer dann Probleme, wenn mich Militär schikaniert oder wenn ich irgendwo eingeladen bin und essen muss, was auf den Tisch kommt. Das sind oft gruselige Sachen. Dann täusche ich Allergien oder Unverträglichkeiten vor.